Zeichnung steht am Beginn. Ich zeichne. Zur Klärung innerer und äußerer Bilder. Seit ich denken kann. Aber auch, um unmittelbar auf dem Papier Raum zu entfalten. In frühen Zeichnungen dominiert die Linie, auch in den ersten Blättern aus der Anatomie des Frankfurter Universitätsklinikums. Dort entstehen ANATOMISCHE STÜCKE (1) in der Sammlung oder unmittelbar am Seziertisch.
Auf der Suche nach zeichnerischen Formulierungen komplex strukturierter Oberflächen – ich übersetze mit dem Bleistift Abbildungen der von Dürer mit Wasserfarben zu Papier gebrachten Naturansichten – wandelt sich meine zeichnerische Auffassung. Es entstehen die KATALOGBLÄTTER…
… und ANATOMISCHE STÜCKE (2) mit denen sich das Verhältnis von der Anwesenheit des Zeichnenden und dem Erscheinen der Welt innerhalb der Zeichnung neu bestimmt.
Doch ein weiterer Wandel kündigt sich schon an und die BLÜTENBLÄTTER stellen den vorerst letzten Versuch dar, gegenständlich zu zeichnen. Es folgt die behutsame aber bestimmte Entwicklung hin zur konkreten Zeichnung.
Durch Wiederholung winziger Zeichenbewegungen füge ich mit spitzem Stift kurze, feine Linien zu einem Feld, sodann Feld an Feld, hin zu einem rechteckigen Streifen mit gradlinigen Grenzen und einheitlichem Tonwert. Ein ZEITSTREIFEN soll nur geringfügig dunkler sein als der Papierton.
Bis sich ein DUNKELFELD bleischwarz und quadratisch begrenzt auf dem Papierfilz erhebt, schichte ich mit einem Stift Grafit übereinander.
Für eine SONDIERUNG lote ich mit leichter Hand und spitztem Blei die Tiefen des Papiers aus. Treffe ich zwischen den Fasern auf Grund, hinterlässt der Stift eine feine Grafitspur. Schließlich minimiert sich nochmals die Bewegung des Zeichenstifts.
Beim STIFTHALTEN teilt sich die Unruhe des Körpers unmittelbar in feinsten Ausschlägen der Bleistiftspitze mit und lässt auf dem Papier ein feines Gespinst von Linien entstehen, das mit bloßem Auge kaum zu erkennen ist. Dieses Nachdenken über Struktur und Arbeit - mit dem Zeichenstift in der Hand - beschäftigt mich bis heute.